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topplus Kälberhaltung

Beschäftigungsmaterial für Kälber - gut und günstig

Kälber nehmen Beschäftigungsmaterial an – wenn es zu ihren Bedürfnissen passt. Welche Möglichkeiten es gibt und wie der Arbeitsaufwand gering bleibt, zeigt ein Projekt.

Lesezeit: 5 Minuten

Spielverhalten ist ein wichtiger Tierschutzindikator. Denn Tiere spielen nur dann, wenn ihre Grundbedürfnisse (Hunger, Gesundheit, Stressfreiheit) erfüllt sind. Das gilt gerade für junge Tiere, wie Kälber. Bei ihnen ist das Erkundungs- und Spielverhalten deutlich ausgeprägter als bei älteren Kühen.

Schnell gelesen

  • Kälber haben einen großen Erkundungs- und Spieltrieb.

  • Sind ihre Bedürfnisse mit Platz und ­Beschäftigungsmaterial erfüllt, kann das z. B. Besaugen vorbeugen.

  • Ein Netzwerk zeigt, welche Materialien für die Tiere interessant bleiben und gleichzeitig für Landwirte umsetzbar sind.

Finden Kälber kein Beschäftigungsmaterial im Stall, suchen sie es sich oft selbst: herumfliegende Tränkeeimer, ­angesaugte Ketten und Wände zeigen das. Dabei lohnt es sich, den Jungtieren passendes Material anzubieten, wie Ergebnisse aus dem Netzwerk „Optimierte Kälberhaltung“ der Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) Tierschutz zeigen. Hier haben Betriebe verschiedene Materialien und Angebote für Kälber in der Praxis getestet und bewertet.

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Besaugen verhindern

In der frühen paarweisen Haltung oder Gruppenhaltung von Kälbern kann das gegenseitige Besaugen zum Problem werden. Sind Maßnahmen wie ad libitum Tränke, festere Nuckel und mehr Platz ausgeschöpft, hilft Spielzeug, den Fokus der Kälber zu verschieben. So wird das Erkundungs- und Spielverhalten, aber auch das Komfortverhalten genutzt, um den Kälbern Alternativen zum gegenseitigen Besaugen zu bieten. Zudem zeigt sich, dass ein ausgeprägtes Erkunden und ein geringes Meideverhalten im Verlauf der Aufzucht dazu führen, dass die Kälber entspannter sind. Sie begegnen neuen Situationen unerschrockener und so wird daher ihre Anpassungsfähigkeit nicht so leicht überfordert.

Ein optimales Beschäftigungsmaterial ist langfristig für die Kälber attraktiv. Außerdem sollte es günstig in der Anschaffung und mit geringem Arbeitsaufwand und wenigen laufenden Kosten verbunden sein. Die Übersicht (siehe unten) zeigt, welche Angebote in puncto Langlebigkeit und Preis überzeugen und zudem für die Kälber interessant bleiben.

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen organischem, anorganischem und kombiniertem Beschäftigungsmaterial. Kälber bevorzugen oft organische Materialien. Diese bleiben langfristig für die Tiere attraktiv, da sie veränderbar sowie beweglich sind und teilweise auch gefressen werden können.

Der Klassiker in der Kälberhaltung ist Stroh. Die Jungtiere bearbeiten und verteilen kleine Bunde oder mehrere Rippen von großen Quaderballen gern. Langstroh bleibt attraktiver als Häckselstroh. Allerdings fressen die Kälber dieses eher.

Nadelbäume und -zweige haben sich ebenfalls als günstiges, aber gutes Material herausgestellt. Die enthaltenen Harzanteile und ätherischen Öle regen zusätzlich zum Erkunden an. Anschließend dienen die nadelfreien Äste zum Scheuern. Laubholz (auch mit Blättern) können Rinderhalter ebenfalls verwenden, sofern es weitestgehend frei von Vogelkot ist.

Preisgünstige Naturfaserseile aus z. B. Hanf, Jute oder Sisal lassen sich in gedrehter oder geflochtener Form z. B. an der Stalldecke befestigen. Sie regen die Kälber meist zum Lecken, Kauen und Nuckeln an. Kombinierte Beschäftigungsmöglichkeiten aus organischem und ­anorganischem Material sind bei­spielweise Heubälle oder schwingende Raufutterspender. Heubälle haben den Nachteil, dass sie ein geringes Fassungsvermögen besitzen und umständlich zu befüllen sind.

Aus arbeitswirtschaftlicher und hygienischer Sicht sind größere Raufutterspender vorteilhafter, v. a., wenn sie über eine Seilkonstruktion mit einer Umlenkrolle an der Stalldecke hochgezogen bzw. abgesenkt werden können. Sie sind für Rinderhalter trotz höherer Anschaffungskosten langfristig attraktiv. Denn durch ein großes Fassungsvermögen müssen sie nicht so oft befüllt werden.

Eine einfache und günstigste Form der anorganischen Beschäftigungsmaterialien sind Ketten, Kunststoffseile und ausgediente Tränkenuckel, die an der Aufstallung befestigt werden. Diese können die Kälber allerdings nicht verändern. Das führt dazu, dass das Angebot für die Jungtiere schnell uninteressant wird und sie es daher nur kurzzeitig nutzen. Tränkenuckel in der Nähe des Tränkeautomaten und des Futters können zudem zum unerwünschten Blindsaugen führen.

Alternativen sind Vollgummi-Beschäftigungsmaterialien wie Bälle und Stäbe aus der Schweinhaltung. Diese bestehen meist aus Naturgummi, sind extrem haltbar, relativ günstig in der Anschaffung und zudem leicht zu reinigen. Die Kälber nutzen sie vor allem zum Belecken, Knabbern und Saugen.

Aus dem Kuhstall bekannt und bisher in Kälberställen nur selten verbaut sind Bürsten. Kostengünstig sind fest montierte Besen. Mehr Komfort und Spielspaß bringen Schwingbürsten, die in der günstigen Ausführung ohne Elektrik auskommen und daher auch einfach und flexibel moniert werden können. Ebenso bieten sich als „Luxusvariante“ die elektrisch rotierenden Bürsten an. Die Erfahrung zeigt, dass Kälber bewegliche Bürsten dauerhaft sehr gut annehmen.

DIY Spielzeug

Nicht immer sind teure Investitionen erforderlich. Auch einen ausgedienten Kinderhüpfball, der an einer Schnur aufgehängt wird, nutzen Kälber als baumelnden „Boxsack“. Raufutterspender können Landwirte ebenfalls aus ausgedienten, sauberen Deckelfässern oder einem 500er KG-Rohr mit Deckel basteln. Dazu werden fünf bis sieben Zentimeter breite Löcher eingefräst, der Rand geglättet und dann mit Heu gefüllt.

Das Beschäftigungsmaterial sollte immer im Aktivitätsbereich der Kälber hängen, um ruhende Kälber nicht zu stören. Wichtig ist zudem, dass das Spielzeug, v. a., wenn die Gruppe oder das Haltungssystem gewechselt wird, immer da ist. Fehlt in Stresssituationen das gewohnte Angebot, kann das zu (sozialem) Stress und im schlimmsten Fall zu Verhaltensstörungen bei den Tieren führen. Ein Wechsel zwischen unterschiedlichen Beschäftigungsmaterialien über die komplette Aufzuchtphase hinweg ist hingegen ausdrücklich empfohlen.

Unsere Autorin: Dr. Gudrun Plesch, FiBl Deutschland

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