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Zukunftsperspektiven statt Agrardiesel: Jetzt neue Chancen suchen

Welche Perspektiven hat die heimische Landwirtschaft? Welche Schritte können Betriebsleiter gehen? Das Osnabrücker Landvolk hat mit Experten und Agrar-Start-ups nach vorn geblickt.

Lesezeit: 5 Minuten

Die Aufgabenliste von Landwirtinnen und Landwirte ist schon ohne Innovationsentwicklung lang genug. Wie können sie es trotzdem schaffen, ihren Betrieb zukunftsfähig weiterzuentwickeln? Wo finden Sie Zeit und Ideen für strategische Überlegungen? Maike Wiethaup von der Hochschule Osnabrück hatte auf dem „Zukunftstag Landwirtschaft“, organisiert vom Hauptverband Osnabrücker Landvolk (HOL), einige Tipps dabei.

Sie begleitet am Mittelstand-Digital Zentrum Lingen.Münster.Osnabrück Landwirtinnen und Landwirte u.a. bei der sogenannten Geschäftsmodellentwicklung ihrer Betriebe, zeigt Methoden zur Ideenentwicklung auf und weiß bei Generations- und Managementkonflikten weiter.

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Zeit einräumen, Zukunftsfragen stellen

„Einer der wichtigsten Schritte ist es, sich trotz des stressigen Alltags Zeit für strategische Überlegungen einzuräumen“, sagte Maike Wiethaup vergangenen Donnerstag im Coppenrath Innovation Centre. Hier fand die diesjährige Jahreshauptversammlung des HOL unter dem neuen Zukunfts-Konzept statt.

Wiethaup sagte: „Damit die Zeiten für die Ideenentwicklung nicht im Tagesgeschäft untergehen, hilft es, sich feste Stunden in der Woche zu blocken oder sich z.B. explizit die Winterzeit dafür vorzunehmen.“ Hauptsache, die Betriebsleiter setzen sich überhaupt aktiv mit der Weiterentwicklung ihrer Betriebe auseinander, so die Beraterin.

Für die konkrete Ideensuche könnten z.B. sogenannte Triggerfragen helfen, die man sich selbst fragen kann, so Wiethaup weiter: „Wo sehen Sie Ihren Betrieb in 5 oder 10 Jahren? Welche Kunden könnten Sie neu ansprechen? Welche Einflüsse kommen von außen auf den Betrieb zu? Wie gehen Sie damit um und stecken darin vielleicht auch Chancen?“   

„Spielgeld“ für Neues zur Seite legen

Wenn es um die Finanzierung von Innovationen auf dem eigenen Betrieb geht, rät die Expertin, sich besser nicht auf Fördermittel zu verlassen – lieber auf verlässliche Kooperationspartner, die bei einer neuen Idee mitwirken. „Man muss als Landwirt nicht alles alleine machen. Vielleicht gibt es schon Projekte von Anderen, bei denen Sie mitmachen oder etwas beisteuern können.“

Hilfreich bei der Finanzierung sei etwas „Spielgeld“, das man aktiv zur Seite legt, um damit neue Standbeine so lange zu finanzieren, bis sie Gewinn abwerfen. Die Haupteinnahmen kommen solange weiterhin aus dem altbewährten Standbein, das weitergeführt wird.  

Offenheit vs. Generationenkonflikte

„Innovationen zu entwickeln, kann auch hart sein“, sagte Maike Wiethaup. Sie kennt aus ihren Workshops und Coachings einige Beispiele, bei denen erstmal Mut für Neues gefasst werden musste. Auch der Mut, den „Senior“ für die eigene Idee zu begeistern und sich ggf. gegen andere Meinungen durchzusetzen, erfordere durchaus Kraft und Kreativität. „Die Erkenntnis, dass Scheitern auch erlaubt ist, hilft dabei“, so Wiethaup.

Eine gewisse Offenheit gehöre allerdings zum Innovationen entwickeln dazu. „Mir sind auch schon junge Landwirte begegnet, die erstmal gesagt haben: Komm mir jetzt nicht mit dieser Lupinen-Scheiße.“ Aber so müsse jeder seinen eigenen Weg finden und schauen, welche Geschäftsmodelle individuell zum eigenen Betrieb und den eigenen Interessen passe.

Zukunftsperspektiven statt Agrardiesel

Wiethaups Tipps waren Teil einer engagierten Paneldiskussion auf dem Zukunftstag Landwirtschaft in Osnabrück mit dem Titel „Zukunft bauen – welche Perspektiven hat die heimische Landwirtschaft?“. Moderiert von top agrar-Redakteurin Eva Piepenbrock brachten neben Maike Wiethaup auch der Schweine- und Pensionspferdehalter Frederik Langsenkamp, der Vorsitzende des HOL, Dirk Westrup, die Landrätin des Kreises Osnabrück Anna Kebschull (Grüne) sowie Hans-Heinrich Berghorn vom Deutschen Bauernverband (DBV) ihre Ideen und Sichtweisen ein. Berghorn stellte zuvor das Projekt Zukunfts-Bauer vor, bei dem sich der DBV u.a. mit dem Selbstverständnis und der Rolle der Landwirtschaft der Zukunft auseinander setzt.

Autonome Maschinen gegen Arbeitskräftemangel

Einig waren sich die Podiumsgäste darin, dass auch die Digitalisierung Chancen für die Landwirtschaft bereithält. Gerade, wenn es nicht um neue Standbeine geht, sondern um die Optimierung bestehender Strukturen oder die Aufrechterhaltung des Betriebs in Zeiten des Fach- und Arbeitskräftemangels könnten etwa autonome Feld- und Stallroboter künftig Aufgaben übernehmen. „Roboter sind nicht mehr so weit weg von der Praxis, wie man vielleicht meinen könnte“, sagte Dirk Westrup, der sich den Einsatz der Maschinen vor einiger Zeit bereits in den USA im Praxiseinsatz ansehen konnte.

Roboter sind nicht mehr so weit weg von der Praxis, wie man vielleicht meinen könnte."
Dirk Westrup

Landrätin Anna Kebschull musste sich auch kritischen Fragen zum erforderlichen Bürokratieabbau oder zu schwer zu erhaltenen Baugenehmigungen stellen. So berichtete etwa Schweinehalter Langsenkamp, dass er in seiner Hoflage nicht mit einer Umbau- oder Erweiterungsgenehmigung der Ställe rechnen kann. Er sucht schon jetzt Alternativen. Kebschull erwiderte, dass gewisse Regeln für klare Rahmenbedingungen in einer Gesellschaft sein müssten – Ihre Behörde aber schon „so viel es geht“, erlaubt, auch um die landwirtschaftlichen Familienbetriebe bestmöglich erhalten zu können.

Auch wenn der Einfluss kommunaler Politik auf die Agrarpolitik relativ klein sei, verwies sie beispielsweise auf ein regionales Stallgenehmigungspapier, das sie in einem Dialogformat gemeinsam mit der Landwirtschaft erarbeitet habe. Es enthalte konkrete Vorschläge, die sie an höhere Instanzen weitergegeben habe.

Agrar-Start-ups waren Teil des Zukunftstages

Am Vormittag stellten sich diese drei landwirtschaftlichen Start-ups den Fragen des Publikums.

  • Corbiota: Mitgründerin Julia Rohde stellte das Jungunternehmen vor, das Wurmprodukte als Tierfutter vermarktet. Füttere man lebende Würmer an Küken und Ferkel, steigere das messbar deren Darm- und damit die Tiergesundheit. Das Unternehmen ist bereits am Markt.

  • VetVise: Mitgründer Norman Caspari stellte das Agritech Start-up VetVise aus Hannover vor, das intelligente, kamerabasierte Tierüberwachung im Geflügel- und Schweinebereich anbietet. Die Kameras filmen das Verhalten der Tiere 24/7 und die Künstliche Intelligenz kann daraus genaue Anweisungen an den Betriebsleiter ableiten, welche Veränderungen z.B. an der Stalltechnik vorgenommen werden müssen, damit alle Einstellungen wieder optimal sind.

  • AgDoIt: Mitgründer Christoph Ratke stellte die Software des Start-ups vor, mit denen praktische Feldversuche auf dem eigenen Acker standardisiert und vereinfacht werden sollen.

Alle Start-ups sind Teil des aktuellen Förderdurchgangs am Osnabrücker Seedhouse, eine Ideenschmiede für junge Unternehmen aus den Bereichen Agrar, Food und Digitales. Die Vertreterinnen Lena Görlich und Greta Fenske riefen stellten die Arbeit des Seedhouse vor und zeigten sich offen für die Kooperation mit den anwesenden Landwirtsfamilien.

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