Jedes Jahr am 2. Februar „feiern" wir den Welttag der Feuchtgebiete, auch Weltfeuchtgebietstag genannt. Hoch- und Niedermoorflächen zählen zu diesen Feuchtgebieten.
In Deutschland gibt es rund 1,8 Mio. ha Moorböden, wovon rund 92% entwässert worden sind. Ein Großteil dieser Fläche wird heute landwirtschaftlich bewirtschaftet.
Im Diskurs um die Wiedervernässung der Moore hält dies daher einiges an "Sprengstoff" bereit. Auf der einen Seite steht der unbestrittene Nutzen für den Klimaschutz. Auf der anderen die nachvollziehbaren Sorgen von Landwirtinnen und Landwirte.
Die Sicht der Landwirtschaft
Milchviehhalter Tim Müller aus dem Landkreis Ostholstein in Schleswig-Holstein macht sich Sorgen um die Zukunft seines Betriebs. Im interview schildert er seine Sicht auf die Wiedervernässung der Moore.
Mutterkuhhalter Hans Lütjen-Wellner aus dem Teufelsmoor bei Osterholz-Scharmbeck versucht seinen Betrieb bereits mithilfe von Paludikulturen am Leben zu erhalten. Dabei liegen ihm allerdings einige Steine im Weg, wie dieser Beitrag und dieser Podcast verdeutlicht.
Die Sicht der Klimaschützer
Im intakten Zustand speichern Moore mehr Kohlenstoff als jedes andere Ökosystem der Welt. Werden sie entwässert, kommt der über Jahrtausende im Torf gebundene Kohlenstoff mit Sauerstoff in Berührung und oxidiert. Dadurch gelangen große Mengen der Treibhausgase Kohlenstoffdioxid (CO2), Methan (CH4) und Lachgas (N2O) in die Atmosphäre. Deshalb ist das Potential für den Klimaschutz durch Moorschutz so groß. Hier eine Zusammenfassung der Zahlen und Fakten zur CO2-Einsparung:
Die Bewirtschaftung von wiedervernässten Mooren trägt außerdem zum Erhalt der Artenvielfalt bei. Das zeigt eine Studie der Universität Greifswald.
Paludikultur als Alternative zur Landwirtschaft?
Paludikulturen wie zum Beispiel Torfmoos werden häufig als alternative Form der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung aufgeführt.
Das Start-up ZukunftMoor will etwa Torfmoos-Anbau als rentables Geschäftsmodell für Landwirte etablieren. Hier gibt es weitere Infos:
Problematisch daran ist allerdings, dass die Wertschöpfungsketten für Paludikulturen noch nicht aufgebaut sind und die Wirtschaftlichkeit solcher Modelle längst noch nicht bewiesen ist. Zur Studienlage gehts hier entlang:
Ohne Fördergelder wird der Umstieg auf Paludikulturen und der Moorschutz generell also nicht funktionieren. Bayern geht als erstes Bundesland voran und erweitert sein Föderprogramm.
Kurz kommentiert: Wichtiges Thema mit vielen Zielkonflikten
Der Welttag der Feuchtgebiete erinnert daran, wie wichtig Moorschutz ist. Aber er kann auch dazu dienen, die Sichtweise der Landwirtschaft und anstehende Zielkonflikte in den Diskurs mit einzubringen. Die vorgestellten Landwirte wehren sich nicht gegen Klimaschutz. Aber sie haben ein Recht darauf, dass ihre wirtschaftlichen Belange in die Überlegungen mit einfließen und dass sie eine eventuelle Wiedervernässung ihrer Flächen, ihrer wirtschaftlichen Grundlage aktiv mitgestalten dürfen.