Unsere Autoren: Dr. Edmund Leisen und Hubert Kivelitz, Landwirtschaftskammer NRW
Bereits nach der Ernte der diesjährigen Hauptfrucht mussten konventionell und ökologisch wirtschaftende Landwirte wegen der GAP 4 % ihrer Ackerfläche stilllegen (GLÖZ 8). Um die Anlage von Brachen im kommenden Jahr zu optimieren, haben wir nachfolgend Tipps und Empfehlungen für Sie zusammengestellt. Zunächst ist es wichtig zu prüfen, ob Ihr Betrieb diese Regelung überhaupt erfüllen muss. Denn befreit sind
- Betriebe mit weniger als 10 ha Ackerfläche,
- Betriebe mit mehr als 75 % Dauergrünland und Ackerfutterbau (Gras und andere Grünfutterpflanzen) sowie
- Betriebe mit mehr als 75 % Ackerfutterbau (Gras und andere Grünfutterpflanzen), Leguminosen und Brachen.
Wer dagegen eine Brache anlegen muss, sollte vorher prüfen, wie viel Hektar tatsächlich stillgelegt werden müssen. Denn Landschaftselemente wie z. B. Hecken, Baumreihen, Feldgehölze oder Feuchtflächen lassen sich teils anrechnen. Generell müssen die Stilllegungsflächen jeweils mindestens 0,1 ha groß sein. Dabei kann man sich für einjährige Rotationsbrachen oder mehrjährige Dauerbrachen entscheiden.
Wichtig ist, möglichst keine Flächen mit hohem Druck an Problemunkräutern wie z. B. Ampfer, Disteln oder Quecken zu wählen, um das weitere Ausbreiten dieser Arten zu vermeiden. Die Stilllegungsflächen können Sie der Selbstbegrünung überlassen oder sie aktiv per Ansaat begrünen.
Diese Vorgaben gelten für Pflichtbrachen:
Beachten Sie auf diesen Flächen Folgendes:
- Pflegemaßnahmen sind vom 1. April bis zum frühesten Umbruchtermin am 15. August verboten. Nur Problemunkräuter, von denen potenziell eine Gefahr für Mensch und Tier ausgeht (z. B. Herkulesstaude, Jakobskreuzkraut), lassen sich auf Antrag mechanisch oder chemisch bekämpfen.
- Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Düngern ist verboten.
- Die Aufwüchse darf man nicht zum Füttern oder für Biogasanlagen nutzen. Erst ab dem 1. September ist es zulässig, auf Rotationsbrachen die nächste Aussaat vorzubereiten oder die Fläche durch Schafe und Ziegen beweiden zu lassen. Eine Ausnahme: Winterraps und Wintergerste darf man auf den Stilllegungen bereits ab dem 15. August säen.
Wer aktiv begrünt, muss Mischungen nutzen.
Generell gilt: Möchten Sie Ihre Stilllegungsflächen aktiv begrünen/säen, muss es eine Mischung sein. Reinsaaten sind laut der bundesweit geltenden Verordnung nicht zulässig. Zwei verschiedene Grasarten wie z. B. Deutsches Weidelgras und Rotschwingel dürfen hingegen zusammen gemischt werden, auch wenn diese den gleichen Nutzungscode haben. Ebenso sind nach Lesart der Verordnung auch Mischungen mit einer Grasart sowie einer abfrierenden Zwischenfrucht wie z. B. Ramtillkraut oder Buchweizen möglich. Ein bestimmtes Mischungsverhältnis ist hierbei hingegen nicht vorgegeben.
Ebenso kann man z. B. eine Untersaat mit einer Grasart in Mais oder Getreide in eine Konditionalitätenbrache überführen. Gleiches gilt, wenn man eine Ackerfläche mit Grassamenvermehrung (z. B. Rotschwingel) in eine GLÖZ-Brache überführen will. In diesen beiden Fällen der Begrünung muss es sich nicht um eine Mischung handeln.
Neben förderrechtlichen Vorgaben stellt sich für viele Landwirte die Frage, ob Brachen in der Fruchtfolge evtl. den Unkrautdruck erhöhen und wie die N-Nachlieferung (z. B. bei Rotationsbrache mit Ansaat) für die Folgefrucht zu bewerten ist. Zudem geht es darum, welche Mischungen sich bei aktiver Ansaat empfehlen. Um hier Licht ins Dunkel zu bringen, lassen sich Erkenntnisse aus dem früheren Stilllegungsprogramm der GAP (ab 1987) nutzen. Die LWK NRW begleitete es mit Anbauversuchen auf zwölf Standorten. Die Ergebnisse sind heute wieder relevant.
Tipps für einjährige Brachen
Für die meisten Betriebe, die eine einjährige Brache anlegen wollen, empfiehlt es sich, die Fläche nach der Getreideernte möglichst früh im Herbst anzusäen bzw. aktiv zu begrünen. Wer früh sät, kann den Aufwuchs noch vor Winter mulchen. Das Mulchen wirkt wie ein Reinigungsschnitt und unterdrückt einjährige Unkräuter. Von einer Selbstbegrünung nach der Ernte der Hauptfrucht ist aus phytosanitären Gründen dagegen abzusehen.
Sonderfall: Wenn Futterbaubetriebe mit Klee und Luzernegras die Bestände in eine Brache überführen, gilt dies definitionsgemäß ebenfalls als Selbstbegrünung. Günstig wirkt sich hierbei aus, dass das Kleegras die Fläche vor größerer Verunkrautung bewahrt.
Allerdings sollten diese Bestände frei von massenwüchsigen Gräsern wie Welschem Weidelgras oder Bastardweidelgras sein. Denn diese könnten nach dem Aussamen in den Folgefrüchten erhebliche Probleme bereiten.
Bisherige Erfahrungen: Diese Empfehlungen beruhen auf den damaligen Versuchen. In den 90er-Jahren wurden die meisten Brachen nach einer Getreidevorfrucht angelegt – entweder mit Ansaat oder selbstbegrünt. Überließ man die Flächen der Selbstbegrünung, stand auf der Mehrzahl der untersuchten Flächen in NRW vor allem Ausfallgetreide. Dazu kamen standort- und fruchtfolgetypische Ungräser und Kräuter wie Windhalm, Hirsen, Ackerfuchsschwanz, Disteln, Kamille und Quecke.
Bei einer Ansaat nur mit Gräsern, war der Bracheaufwuchs im Sommer gering, aber gleichmäßig. Mischte man Weißklee zu, kam es zu deutlich mehr Aufwuchs. Vor allem in wenig wüchsigen Beständen auf nährstoffarmen Standorten erreichte der Weißklee dann hohe Ertragsanteile – teils bis zu 70 %.
Um zu prüfen, wie hoch der Unkrautdruck nach einer Rotationsbrache abhängig von der Begrünungsart sein kann, erfasste die LWK den Besatz ein Jahr nach Umbruch der Brache im Winterraps. Welche und wie viele Unkräuter in den verschiedenen Varianten auftraten, zeigt Übersicht 1. Wie erwartet, trat der höchste Unkrautdruck nach der Selbstbegrünung auf, der geringste auf den mit Deutschem Weidelgras und Rotschwingel (ohne Weißklee) begrünten Flächen. Bei diesen Ergebnissen ist aber zu berücksichtigen, dass das Mulchen der Aufwüchse in den 90er- Jahren bereits Mitte Juni erlaubt war.
Bei den Erträgen der Folgekulturen war auffällig, dass es in Wintergerste nach einer kleereichen Brache teils zu Lager kam. Der Grund dafür ist wohl die hohe N-Nachlieferung der Leguminosen. In Winterweizen, Triticale und Silomais kam es nach Brachen mit üppigem Aufwuchs dagegen teils zu Mindererträgen. Die Ursache dafür waren wahrscheinlich Probleme beim Abbau der organischen Substanz im Boden. Weil die Graswurzeln ein weites C-/N-Verhältnis haben, kann das Zersetzen der Wurzeln im Jahr nach dem Umbruch zu einer N-Sperre im Boden führen.
In der zweiten Folgefrucht waren die Erträge nach einer Ansaat dann durchweg höher als nach einer Selbstbegrünung – sowohl nach reinen Grasansaaten als auch nach Gras-Weißklee.
Diese Mischungen eignen sich für einjährige Brachen
Auf Standorten mit guter Wasserversorgung haben sich in den Versuchen Mischungen aus 90 % Rotschwingel und 10 % Weißklee für einjährige Brachen bewährt. Die Saatstärke für Blanksaaten sollte bei 25 kg/ha liegen.
Sind sie einmal etabliert, haben beide Arten eine hohe Konkurrenzkraft – auch gegenüber Unkräutern. Auf trockeneren Flächen empfiehlt es sich, den Weißkleeanteil zu senken. Hier eignet sich z. B. eine Mischung aus 90 % Rotschwingel, 5 % Weißklee und jeweils 2,5 % Gelbklee bzw. Hornklee. Die Leguminosen liefern dem Gras Stickstoff, sodass sich auch ohne Düngung eine dichte Narbe etablieren kann.
Berücksichtigen Sie nach dem Umbruch aber unbedingt die N-Nachlieferungen bei der Düngeplanung. Auf Flächen, auf denen wegen eines hohen Unkrautdrucks ein schneller Bestandesschluss erforderlich ist, lässt sich der Rotschwingel durch Deutsches Weidelgras ersetzen.
Auch Rotklee, Luzerne und verschiedene Kräuter lassen sich beimischen, mit dem Ziel, die Biodiversität zu erhöhen. Beachten Sie dabei, dass auflaufende Weidelgräser und auch andere Arten in den Folgekulturen Probleme bereiten können. Das gilt vor allem für Weidelgräser, die teils Herbizidresistenzen aufweisen.
Hinweise für Dauerbrachen
Dauerbrachen kann man am besten auf Flächen anlegen, die schwierig zu bewirtschaften sind. Dazu gehören
- Flächen mit ungünstigem Zuschnitt,
- Schläge mit niedrigem Ertragspotenzial und
- Pufferbereiche rund um Landschaftselemente.
Die zusammenhängende Brachefläche muss wiederum mindestens 0,1 ha groß sein. Säen Sie hier möglichst eine aktive Begrünung ein, um hartnäckige Unkräuter und phytosanitäre Probleme nicht zu befeuern.
Bisherige Erfahrungen: Auch mit mehrjährigen Brachen sammelte die LWK im Rahmen der damaligen GAP Erfahrungen. Wie sich die Zusammensetzung der Arten auf drei Versuchsstandorten nach drei- bis vierjähriger Brachezeit verändern kann, zeigt Übersicht 2. Bei Selbstbegrünung konnte sich zum Beispiel auf dem Standort Lichtenau (NRW) die Quecke stark verbreiten, in Herzfeld dagegen die Ackerkratzdistel.
Bei Kleegrasansaat waren beide Arten deutlich weniger vertreten.Wie sich die Zusammensetzung der Arten nach Pflegemaßnahmen und nach bis zu fünf Brachejahren verändern kann, verglich man in einem weiteren Versuch. Hierbei blieb ein Teil der Brache unberührt, die übrige Fläche wurde ein- bzw. zweimal gemulcht (das erste Mal Mitte Juni, das zweite Mal im Herbst).
Die Ergebnisse: Von den angesäten Gräsern nahmen – je nach Mischung – Rotschwingel, Lieschgras und Knaulgras im Laufe der Zeit die höchsten Anteile auf der Fläche ein. Wiesenrispe und Wiesenschwingel waren nicht mehr zu finden. Deutsches Weidelgras dominierte nur, wenn zur Pflege zweimal gemulcht wurde (und das bei Reinsaat). In Mischungen mit Rotschwingel, Lieschgras oder Knaulgras war es nach vier bis fünf Brachejahren kaum noch zu finden. Weißklee verschwand über die Jahre, obwohl er in Kleegrasmischungen zwischendurch 50 bis 80 % des Aufwuchses ausmachte.
Geprüft wurde auch, wie hoch der Unkrautdruck nach unterschiedlicher Begrünung der Dauerbrache in den Folgefrüchten sein kann (zwei bis sechs Jahre nach Umbruch der Brache). Die Ergebnisse: Wie erwartet ließ sich der höchste Unkrautdruck nach einer Selbstbegrünung feststellen – und zwar bis zur sechsten Folgefrucht (siehe Übersicht 3). Der geringste Unkrautdruck trat auf Flächen mit Deutschem Weidelgras ohne Weißklee auf. Eine Herausforderung bei Dauerbrachen ist, dass sich der gesammelte Stickstoff – anders als bei Futternutzung – auf der Fläche anreichert und so potenziell auswaschungsgefährdet ist.
Auf dem Versuchsstandort Haus Düsse (NRW) wurden daher die Nmin-Werte unter verschiedenen Begrünungsarten über sechs Jahre hingweg gemessen. Die wichtigsten Erkenntnisse: Bei reinen Grasbeständen waren die Nmin-Werte am niedrigsten, vor allem in tieferen Schichten. Unter Deutschem Weidelgras plus Weißklee traten während der Brachezeit hingegen hohe Nmin-Werte von bis zu 180 kg N/ha auf. Dabei stiegen die Werte auch in der untersten Bodenschicht (60 bis 90 cm) kontinuierlich an. In den ersten vier Jahren lag der Weißkleeanteil allerdings auch bei über 60 %.
Die teils sehr hohe N-Nachlieferung nach Dauerbrache wirkte sich natürlich auf die N-Düngung der Folgefrüchte aus. Vor allem nach Umbruch kleereicher Bestände musste die Düngung zur ersten Folgefrucht in den Versuchen deutlich geringer ausfallen.
In puncto Ertragsleistung der Folgefrüchte zeigte sich Folgendes: Wurden nur Gräser auf der Dauerbrache angesät, ließen sich in den Versuchen durchweg höhere Erträge in der Folgefrucht erzielen (als Referenz diente eine Fruchtfolge aus Winterraps-Winterweizen-Wintergerste). Nach kleereichen Brachen kann es dagegen in einem Folgeweizen zu Mindererträgen kommen, weil die starke N-Nachlieferung die Lagergefahr erhöht.
Diese Mischungen empfehlen sich für Dauerbrachen
Säen Sie auf Dauerbrachen möglichst nur Gräser und Kräuter. Verzichten Sie auf den Anbau von Leguminosen, um eine N-Anreicherung und -auswaschung zu vermeiden. Bauen Sie eher niedrig wachsende Gräser an, die eine dichte Narbe bilden, wie z. B. Rotschwingel, Deutsches Weidelgras, Rotes Straußgras oder Wiesenrispe.
Von der Aussaat massenwüchsiger Obergräser ist abzuraten, da diese Bestände im Laufe der Jahre lückig werden. In diesen Lücken können sich dann Unkräuter breit machen. Gut geeignet für Dauerbrachen sind zum Beispiel 20 kg/ha Rotschwingel.
Wer Kräuter zumischen möchte, kann hierfür verschiedene Arten wie z. B. Spitzwegerich, Schafgarbe, Kleinen Wiesenknopf, Wegwarte, Wilde Möhre oder Wiesenmargerite nutzen.Von einer Selbstbegrünung sollte man auch auf Dauerbrachen absehen. Denn in Versuchen ließ sich bis zur sechsten Folgefrucht ein erhöhter Unkrautdruck nachweisen – und das trotz Mulchens.